Viele Besucher haben sich beim Q.Event im Öschberghof versammelt.
Qualität

Wie Sie auf die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft richtig reagieren

Joséphine Fresen / 22.02.2023

Impulse des Q.Events Donaueschingen: Fragile Lieferketten, mangelnde Rohstoffe, die Auswirkungen der Klimakrise, Krieg in Europa und eine unsichere Energieversorgung prägen unser aktuelles Handeln und werden auch in naher Zukunft nicht gelöst sein. In immer kürzeren Zyklen wurden – und werden – wir mit globalen Krisen konfrontiert. Die Menschheit steht vor ungekannten Herausforderungen. Impulse des Q.Events 2022 in Donaueschingen zeigen, warum darin auch Chancen liegen und wie das nötige Umdenken gelingen kann.

Zukunftsfähiges Wirtschaften: Gewinnoptimierung statt Gewinnmaximierung

Die globalen Herausforderungen unserer Zeit stellen die wirtschaftlichen Ideale der Vergangenheit infrage. Was aber sind zukunftsfähige Ideale für die Wirtschaft? Vielleicht ist es an der Zeit, einen Vergleich mit der Natur zu wagen. Rufen wir uns einmal den Wald ins Gedächtnis: Er ist anpassungsfähig und divers, seine Prozesse sind optimiert, er nutzt ganz selbstverständlich regenerative Energien und recycelt sogar – die Abfälle des einen sind die Produktionsgrundlage des anderen. Außerdem verfügt er über eine ideale Balance zwischen Kooperation und Konkurrenz.

Die Prinzipien, die im Wald gelten, lassen sich überraschend einfach in das eigene Wirtschaften und in die interne Unternehmenskultur übertragen. Unternehmen, die sich verändernden Umfeldern anpassen können, bleiben auch in herausfordernden Zeiten marktfähig. Die Sinnfrage eines Unternehmens mit dem Streben nach unbegrenztem und zumeist auch schnellem Wachstum zu beantworten, ist mehr als fraglich. Von Bäumen und dem Wald wissen wir: Wachstum muss Grenzen haben. Ein Baum kann nur groß und stabil werden, wenn er weder zu schnell noch zu langsam wächst. Bäume wachsen gen Himmel, jedoch nicht in den Himmel. Für Unternehmen gilt: Es geht um Gewinnoptimierung, nicht um Gewinnmaximierung.

Kooperation ist eine der Grundbedingungen für Qualität. Deshalb ist ein kooperatives Miteinander zwischen Unternehmen Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg aller Beteiligten. Nichtsdestotrotz wird aber oft angenommen, dass Konkurrenz der zentrale Motor der Evolution sei. Dabei belegen viele Beispiele aus der Natur das Gegenteil – so etwa das Wirkgefüge von Baum und Pilz, die einander wechselseitig mit Nährstoffen versorgen. Kooperationsfähigkeit ist in der Natur der eigentliche Grund dafür, dass es Lebewesen immer wieder gelingt, sich in fast jedem Umfeld – sei es an Land, im Wasser oder in der Luft – einen Lebensraum zu erkämpfen und in diesem zu bestehen. Kernelement und damit Motor der Evolution ist eben nicht primär die Konkurrenz, sondern die Kooperation.

Zukunftsfähiges Arbeitsumfeld: Diversität und positive Fehlerkultur

Mit Blick auf die Unternehmenskultur zeigt der Vergleich mit dem Ökosystem Wald, warum Kooperation und Diversität Teams produktiv machen. Im Wald entsteht Qualität nämlich erst im Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure. Genauso profitieren Teams von Diversität, hinsichtlich von Qualifikationen, kulturellen Hintergründen, Geschlecht und Alter. Denn: Jedes Teammitglied bringt sich anders ein und so entsteht eine gewinnbringende Vielfalt von Herangehensweisen und Methoden. Diversität erhält und fördert Qualität – nicht nur in Wäldern, sondern auch im Unternehmen.

Die Industrie in Deutschland hat lange von der Null-Fehler-Kultur profitiert. Sie hat für die weltbekannte Qualität deutscher Produkte gesorgt. Was in Produktionsprozessen erstrebenswert ist, ist zum Mantra ganzer Unternehmenskulturen geworden: das Streben nach wenigen oder keinen Fehlern. Übersehen wird dabei aber schnell, dass Lernen und echter Fortschritt ohne Fehler gar nicht möglich sind. Statt also unternehmensweit Fehler vermeiden zu wollen, sollten wir Räume schaffen, in denen das Fehlermachen zugunsten von Lerneffekten erwünscht ist.

Fehler kosten Zeit und Geld. Wenn wir jedoch keine Fehler machen, riskieren wir Innovation, Fortschritt und Wachstum. Jeder Erfolg beruht auf Hunderten, gar Tausenden von Fehlern. Fehler sind auch ein Segen! Zukunftsorientierter Umgang mit Fehlern heißt: Kapital aus ihnen schlagen und Innovation priorisieren. Mit einer positiven Fehlerkultur beginnt Weiterentwicklung, die im Umkehrschluss auch zu wirtschaftlichen Erfolgen führt. Nicht zuletzt hilft der Perspektivwechsel beim Umgang mit Krisen: Globale Herausforderungen können nur dort sinnvoll integriert werden, wo Räume zum Scheitern und Wachsen geschaffen werden.

Zukunftsfähiges, modernes Qualitätsmanagement: Zeit für Qualität

Im Angesicht der gegenwärtigen Herausforderungen müssen wir unsere Begriffe von Qualität und Qualitätsmanagement größer denken. Qualität ist mehr als nur ein Wort: Sie ist die Summe aller Elemente, die sie erzeugen. Deshalb kann modernes Qualitätsmanagement nicht nur Aufgabe der Qualitätsmanagement-Beauftragten sein: Ein Unternehmen kann nur Qualität hervorbringen, wenn auch wirklich alle im Unternehmen sich tagtäglich für die Sicherung und Herstellung von Qualität einsetzen. Dafür ist es nicht nur wichtig, dass alle Prozesse optimiert sind, sondern auch dass alle Mitarbeitenden im Arbeitsumfeld ihre individuellen Stärken einbringen dürfen und dass sie sich dabei auf konstruktives Feedback verlassen können.

Modernes Qualitätsmanagement kann sich nicht länger nur auf Qualitätssicherung, robuste Produkte und Dienstleistungen beschränken. Wir müssen den Begriff gesellschaftlich und politisch weiterdenken, die Herausforderungen der Gegenwart annehmen und die Aufgaben, die diese an uns stellen, im Unternehmen verankern. Und sobald wir das tun, sind die Herausforderungen unserer Zeit plötzlich Chancen. Sie liefern uns Perspektiven für das richtige Handeln von Morgen. Die Zeit zum Umdenken ist jetzt. Und jetzt ist Zeit für Qualität.

Sie finden diese Themen spannend? Lesen Sie mehr dazu in unserem Q.Magazin (Ausgabe 2021/22).

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