Fehler beheben, bevor sie wiederholt werden – das klingt nicht nur gut, sondern ist für produzierende Unternehmen enorm wichtig. Bevor Produkte auf den Markt gebracht oder Zulieferteile in ein Endprodukt eingebaut werden, ist daher eine Erstbemusterung das Mittel der Wahl. Ein wesentlicher Teil davon ist der Erstmusterprüfbericht (EMPB).

Der Erstmusterprüfbericht (EMPB) – eine Definition

Der Erstmusterprüfbericht (EMPB) ist ein wichtiger Teil des Bemusterungsprozesses, denn er dokumentiert die Ergebnisse der Prüfungen am „Erstmuster“. Bevor ein Produkt in die Serienfertigung gehen kann, muss es unter realistischen Bedingungen einer Serienfertigung produziert und dem Kunden zur Prüfung vorgelegt werden. Diese erste Produktion nennt sich Erstmuster.

Mit dem Erstmusterprüfbericht kann der Lieferant den Nachweis erbringen, dass die gelieferten Produkte den Qualitätsanforderungen des Kunden entsprechen. Er enthält wichtige Informationen und die Bestätigung für die Erfüllung der Anforderungen an das Produkt und dessen Qualität. Außerdem werden dem Kunden die Ist-Werte der Erstmusterteile vorgestellt. Der Kunde prüft daraufhin, ob die Soll-Werte erreicht wurden, bewertet den Bericht und teilt dem Lieferanten das Ergebnis mit: Idealerweise wird eine Freigabe erteilt, in anderen Fällen erfolgt die Freigabe nicht oder mit Auflagen.

Ziele des Erstmusterprüfberichts

Ein Erstmusterprüfbericht wird nach unterschiedlichen Vorgaben des Kunden durchgeführt und soll prüfen, ob das Produkt serienfähig ist und auch in konstanter Qualität reproduziert werden kann. Um das herauszufinden, wird eine zuvor vereinbarte Stückzahl aus der betroffenen Lieferung untersucht und die Ergebnisse werden im Erstmusterprüfbericht festgehalten.

Ziel ist das Vermeiden von Fehlern in der Serienfertigung von Anfang an. Außerdem kann der EMPB dazu dienen, grundlegende Vereinbarungen zwischen dem Kunden und dem Lieferanten zu treffen. Erstmusterprüfberichte können in Umfang und Komplexität unterschiedlich ausfallen.

Ablauf des Erstmusterprüfberichts

Im Idealfall ergibt die Testproduktion, dass das Erstmuster bereits allen Qualitätsanforderungen entspricht. Kommen aber Fehler ans Licht, muss die Erstbemusterung so lange wiederholt werden, bis alle Qualitätsanforderungen erfüllt werden. Hierfür muss jedes Mal ein neuer Erstmusterprüfbericht angefertigt werden, in dem alle Veränderungen, seien es Verbesserungen oder Verschlechterungen, dokumentiert werden.

Wichtig: Der EMPB ist bindend. Wird das betroffene Produkt erneut produziert, muss dies unter gleichbleibenden Bedingungen und basierend auf diesem Erstmuster geschehen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist ein EMPB tatsächlich von Nutzen, da er so die voraussichtliche Qualität eines Produktes sicher bestimmen kann.

Erstmusterprüfbericht und Qualitätsmanagement

Der Zusammenhang zwischen dem Erstmusterprüfbericht und dem Qualitätsmanagement findet sich in der Bedeutung des EMPB für die Umsetzung der Anforderungen, welche die ISO 9001 an Unternehmen stellt. Denn: Insbesondere im Kontext der Produktentwicklung und -herstellung ist der Erstmusterprüfbericht ein Instrument, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

  • Im Kontext der geforderten Qualitätskontrolle von Produkten und Prozessen unterstützt der EMPB bei der Dokumentation der Kontrolle, indem Prüfergebnisse und Qualitätsdaten für die Erstmuster erhoben und festgehalten werden.
  • Der Dokumentation von Prozessen und Ergebnissen kommt in der ISO 9001 eine bedeutende Rolle zu. Der Erstmusterprüfbericht erfüllt diese, indem er die erste Charge und deren Konformität mit definierten Spezifikationen formell dokumentiert.
  • Da durch den EMPB zudem potenzielle Qualitätsrisiken frühzeitig erkannt und noch vor der Massenproduktion behoben werden können, zahlt er auch auf das in der ISO 9001 geforderte Risikomanagement ein.
  • Durch die oben genannten Aspekte unterstützt der Erstmusterprüfbericht vor allem bei der kontinuierlichen Verbesserung – von der Produkt- bis hin zur Prozessqualität in Unternehmen.

Um den hohen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden, ist der Erstmusterprüfbericht zum Beispiel in der Automobilbranche immer erforderlich – je nach Kundenanforderung entweder durch PPF nach VDA Band 2 (Produktionsprozess- und Produktfreigabe) oder nach dem PPAP (Production Part Approval Process).

Anwendungsbereiche des Erstmusterprüfberichts

Ob Unternehmen erstmals ein neues Produkt auf den Markt bringen und zuvor umfassend prüfen möchten oder aber ein Zulieferteil auf Herz und Nieren geprüft wird, bevor es in das Endprodukt eingebaut wird – die Anwendungsfälle, in denen der Erstmusterprüfbericht zum Zug kommt, sind vielfältig. Wünschenswert ist daher für viele Unternehmen, den Erstmusterprüfbericht möglichst effizient zu erstellen. Eine umfassende CAQ-Lösung schafft dabei Abhilfe:

Durch (teil-)automatisierte Prozesse für Dateneingabe, -verarbeitung und -auswertung lässt sich der Zeitaufwand für die EMPB-Erstellung minimieren. Zudem lassen sich menschliche Fehler bei der Dateneingabe vermeiden. Infolgedessen erhalten Unternehmen konsistentere und genauere Prüfergebnisse. Die Integration von Daten aus CAD-Programmen oder MES-Systemen ist ein weiterer Pluspunkt für eine Softwarelösung.

Ein Arbeiter prüft die Qualität eines Erstmusters
Softwaregestützte Erstbemusterung

Eine QM-Software, die nicht nur die softwaregestützte Erstellung von Erstmusterprüfberichten bietet, sondern auch weitere Prozesse aus dem Qualitätsmanagement abdeckt, ist BabtecQ. Für die Bewertung von Produkten führen Anwender:innen darin Erstmusterprüfungen anhand festgelegter Produktmerkmale durch und dokumentieren diese im Anschluss über einen Erstmusterprüfbericht (EMPB).

Zum Modul "Erstbemusterung"

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